Fachkonferenzvorsitzender: Herr Kirchhoff
Klasse/Stufe: Jgst. 5 - 10 oder Jgst. 7 - 11; ggf. auch Jgst. 12/13
Warum ausgerechnet Latein?
Nun, diese Frage lässt sich natürlich schnell und einfach beantworten:
Latein ist die Muttersprache zumindest der romanischen Sprachen Europas.
Latein schult in seiner eindeutigen Formenlehre und durch seine klar strukturierte Syntax den Umgang mit der deutschen Sprache.
Latein richtet beim Übersetzen den Blick selbst auf feinste Nuancierungen in Formulierung und Wortwahl und bereichert so auch die eigene Sprache im Bereich der Synonymik.
Stimmt!
Aber das ist es nicht allein. Hier in Bonn leben wir in einer der ältesten Städte Deutschlands, gegründet auf einem Römerlager, das 18 v. Chr. zunächst als sogenanntes Auxiliarlager diente und später eines von 50 Castellen wurde, die Kaiser Augustus entlang des Rheines anlegen ließ, um von dort in germanisches Gebiet vorzudringen, bis die Niederlage des Varus 9 n. Chr. diesem Bestreben ein Ende setzte. Der berühmte Caeliusstein im Rheinischen Landesmuseum erinnert noch heute an dieses Ereignis. Im Bataveraufstand 69/70 n. Chr. wird „Bonna“ sogar namentlich von dem römischen Historiker Tacitus genannt. Cassius und Florentius, die Schutzpatrone der Stadt, waren Mitglieder der aus der Colonia Ulpia Traiana (dem heutigen Xanten) stammenden thebäischen Legion, die geschlossen zum Christentum übergetreten war und diesen Übertritt mit dem Leben bezahlt hatte.
Diese Liste ließe sich beliebig verlängern, aber schon diese wenigen Beispiele zeigen, wie sehr auch unser heutiges Leben vom Geist des Lateinischen geprägt ist. „Zukunft braucht Herkunft“, so beschrieb der Philosoph Odo Marquard vor einigen Jahren die Bedeutung von Geschichte. Sie muss vertikal betrachtet werden, damit sie horizontal verstanden wird.
Natürlich kann Schule diesem Anspruch nur in Teilen gerecht werden. Aber sie kann den Grundstein legen für ein weltoffenes, von der Geschichte her verstandenes und in die Zukunft weisendes Denken. Und dazu leistet die lateinische Sprache einen erheblichen Beitrag. Sie führt uns vor Augen, dass sich zwar die Verhältnisse, aber nur selten die Menschen ändern. Für Schüler ist es immer wieder spannend, mit der Antike in einen virtuellen Dialog zu treten und sich im positiven Sinne kritisch mit ihr auseinanderzusetzen.
Das Beethoven-Gymnasium Bonn hat eine lange humanistische Tradition. Latein ist Pflichtsprache und kann ab Klasse 5 oder ab Klasse 7 gewählt werden. Am Ende des Sprachlehrgangs steht nach Klasse 10 zunächst einmal das Latinum. Wie andere Fächer kann Latein aber auch in der Oberstufe und als Abiturfach gewählt werden.
Im Unterschied zu den meisten anderen Fächern wird Latein in der Oberstufe kumulativ unterrichtet. Das bedeutet, dass nach Abschluss des Grundlehrgangs Erlerntes angewendet und die sprachliche Arbeit allenfalls vertieft wird. Der Fokus liegt nicht mehr nur auf dem Spracherwerb, sondern wesentlich auf der Auseinandersetzung mit ganz unterschiedlichen Inhalten wie Geschichte, Politik, Rhetorik, aber auch Philosophie, Theologie und Poesie. Zugegeben, der Weg dorthin ist bisweilen recht dornig. Latein ist eine anspruchsvolle Sprache, die Schülerinnen und Schüler sehr viel abverlangt. Aber er lohnt sich.