Zu Besuch im Haus Schlesien

Im Zuge der geplanten Studienfahrt nach Polen stand auch der Besuch des Hauses Schlesien an, der am letzten Montag vor den Ferien, am 22. Juni 2020, in einer etwas verkleinerten Form stattfand. Ursprünglich sollten alle Polenfahrer anwesend sein und mehrere Zeitzeugen uns ihre Geschichte erzählen. Glücklicherweise haben sich trotz Corona drei Zeitzeugen dazu bereiterklärt, unserer kleinen Gruppe von Stellvertretern von ihrer Vergangenheit zu berichten.

Das Thema war Flucht und Vertreibung aus Schlesien während des 2.Weltkrieges - die eigenen Erfahrungen, die Aufarbeitung, die Nachwirkungen und der Begriff Heimat. Für uns alle war es besonders beeindruckend, die geschichtlichen Ereignisse, die sonst trocken in Büchern stehen, von Menschen vermittelt zu bekommen, hinter denen nicht die, sondern eine Geschichte steht. Durch diese Art der Oral History wurden Ereignisse, wie die Fahrt in einem Viehwaggon, das heimliche Kartoffel-Stehlen bei Nacht und die erste Begegnung mit dem „Feind“, einem Franzosen, lebendig. Besonders Letzteres hat deutlich gemacht, wie schnell die propagierten Feindbilder zerfielen, sobald der französische Kriegsgefangene Menschlichkeit zeigte und mit den Kindern vom Hof seine Schokolade, die er von zu Hause geschickt bekommen hatte, teilte.

Solche Anekdoten bleiben einem im Kopf, von ihnen können wir lernen. Relevant ist für uns weniger die genaue Zahl der Geflüchteten, viel eher die Tatsache, dass Menschen in Krisenzeiten Empathie und Hilfsbereitschaft zeigen müssen, um einen Ausweg zu erreichen.

Greta Hellemann (Schülerin der Q1)