Es ist Freitag, der 27.10.2023, und wir betreten anstelle unseres eigentlichen Unterrichts gespannt die Aula unseres Beethoven-Gymnasiums für eine Jugendromanlesung. Die vorstellende Autorin und Journalistin Anja Reumschüssel macht mit ihrem Jugendroman „Über den Dächern von Jerusalem“ keine billige Werbung, sondern kleidet ihre eindrücklichen Erfahrungen ihres Aufenthaltes in Bethlehem in eine spannende Erzählung, welche besonders im momentan eskalierenden Nahostkonflikt wichtig anzuhören ist.
Selbst als es durch leichte technische Probleme zu einer Verzögerung des Beginns kommt, sind wir froh, als es endlich losgeht: Wir können es uns bequem machen und Frau Reumschüssel lauschen, welche zuerst einiges über sich erzählt. Die 39-Jährige kommt aus Hamburg, ist ausgebildete Journalistin und momentan mit ihrem vierten Kind schwanger. Abgesehen von ihrem Jugendroman „Über den Dächern von Jerusalem“ hat sie zahlreiche Sachbücher verfasst. Das 2018 erschienene Werk „Extremismus“ gewann 2019 den Deutschen Jugendliteraturpreis. Zudem nahm sie 2010 ein Journalismus-Praktikum in Bethlehem an, welches den Grundbaustein für ihren ersten Roman bildete.
Dabei ist es wirklich schön anzusehen, wie aufmerksam die meisten Schüler:innen sich verhalten, während Frau Reumschüssel die Handlung skizziert und beginnt über die ersten Hauptfiguren zu sprechen: Sie heißen Karim und Anat. Beide könnten kaum unterschiedlicher sein und doch werden sie Freunde, obwohl sie bei ihrem ersten Treffen große Angst voreinander verspüren. Frau Reumschüssel berichtet zwischendurch immer wieder von ihrem Aufenthalt in Israel – wir erfahren, dass sie viel recherchiert hat und die meisten Stellen aus ihrem Roman auf wahren Begebenheiten beruhen (so zum Beispiel die Szene, in der Karim und andere junge Palästinenser Steine auf den israelischen Wachturm werfen, in dem die Soldatin Anat gerade ihren Wehrdienst ableistet).
Als sie von Tessa und Mo, den zwei anderen Hauptfiguren, erzählt, die in einer Zeit vor Anat und Karim leben, geht die Autorin besonders auf die Zeitzeug:innen ein, die sie befragt hat. Sie erzählt von teilweise sehr schwierigen Erlebnissen, als Menschen nicht mit ihr reden wollten, weil sie Deutsche ist: Denn für Tessa, die junge Jüdin in der Geschichte, die in der Nachkriegszeit lebt, gibt es beispielsweise ein Vorbild in der realen Welt. Die reale Tessa wurde aus einem Konzentrationslager gerettet und nach Palästina gebracht, um den israelischen Staat mitzubegründen.
Trotzdem, so erzählt die Autorin, habe sie die Einwohner:innen von Israel und Palästina immer als freundliche Menschen wahrgenommen, die ihr gegenüber keine Vorurteile hegten, sondern stets offen waren. Sie meint, sie habe während ihres Aufenthalts sehr unterschiedliche Menschen getroffen, mit denen sie viele positive Erlebnisse teile.
Nun neigt sich die Lesung dem Ende und die Schüler:innen können noch Fragen stellen, welche von Frau Reumschüssel beantwortet werden. Niemand scheut sich seine Gedanken zu äußern und so kommen manche Fragen zustande, auf die interessante Antworten gegeben werden. Gut, so finden wir, war es, wie die Autorin auf die verschiedenen Menschen eingegangen ist und, dass wir durch ihren Roman einen besonderen Blick auf den Nahostkonflikt erhalten haben. Es ist wichtig, an Bildungsanstalten über solche Themen aufzuklären. Und wenn es in Form eines spannenden Romans passiert, ist es besonders ansprechend für die Schüler:innenschaft.
Zum Schluss wollen wir uns also bei der LESE, im Besonderen bei der ehemaligen BG-Lehrerin Karin Schwippert und unserer Lehrerin Frau Wienecke, für die Organisation sowie natürlich bei Frau Reumschüssel bedanken. Es hat uns sehr gefreut, dass wir an der Lesung des Romans „Über den Dächern von Jerusalem“ teilnehmen durften und wir hoffen, dass dieses Projekt in Zukunft noch mehr Schüler:innen für wichtige Themen, oder auch einfach nur einen spannenden Jugendroman, begeistern wird.