Quinoa, Nachhaltigkeit und Multiperspektivität

Am Freitag, dem 19. November, gab es an unserer Schule ein einmaliges Angebot für alle Schüler*innen: Amanda Luna, eine indigene Peruanerin, hielt einen Vortrag zum Thema „Quinoa und Nachhaltigkeit“. Quinoa - Was ist das eigentlich? Quinoa ist eine Art Getreide aus Südamerika, sehr gesund, vielfältig und wetterbeständig, aber darum soll es hier nicht gehen. Quinoa ist in den letzten Jahren in Südamerika zum Luxusgut geworden. Und das ist nicht „einfach so“ passiert. - Was das mit uns zu tun hat und wie eine kleine Entscheidung im Supermarkt das Leben von uns und von den Menschen aus Peru verändern kann, dazu jetzt mehr. 

Insgesamt 32 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus der Unter-, Mittel- und Oberstufe, die zur Peru AG oder zur Nachhaltigkeits AG gehören,  wurden von Amanda Luna durch den Workshop „Peru trifft Nachhaltigkeit" geführt. Sie arbeitet bei der Organisation MamaKiya, die sich aus Lateinamerikaner*innen und Deutschen zusammensetzt. MamaKiya rund um Amanda Luna setzt sich für Migrant*innen aus Lateinamerika in Deutschland ein, um ihnen das Ankommen und Leben in Deutschland zu erleichtern. Außerdem fördert sie einen nachhaltigen Transformationsprozess in der Gesellschaft, der Vielfalt, Chancengleichheit, die Verteidigung der Menschenrechte sowie Partizipation unterstützt. An diesem Nachmittag gab es nicht nur ein Thema, sondern wir haben uns mit Konsum, Migration und Klimawandel beschäftigt und dabei am Beispiel von Quinoa auch gelernt, wie das zusammenhängen kann. Frau Luna erzählte zunächst von Legenden über die Herkunft von Quinoa und auch die Schüler*innen durften ihre eigenen Legenden über dessen Ursprung schreiben, die dann im Plenum vorgetragen wurden. Denn Quinoa hat für Peru eine große Bedeutung; dort ist er vor allem eins: Grundnahrungsmittel. Wir Zuhörenden kannten ihn allerdings eher aus dem Salat, Getränken oder Porridge.
Die Pflanze kann sich sehr gut an ihre Umgebung anpassen und benötigt weder viel Wasser noch Chemikalien. Obwohl Peru 55.7% des Quinoas weltweit produziert, wird dieser dort kaum noch konsumiert. Denn Quinoa ist durch die große Nachfrage aus der „westlichen“ Welt und den geringen Monatsverdienst der Produzenten von höchstens 120€ zum Luxusgut geworden. Auch Frau Schaaf konnte das von ihren Reisen nach Peru bestätigen, denn noch vor wenigen Jahren konnte man das Getreide dort überall bekommen.
Dann schauten wir das Video „Abuela Grillo“, das, ganz ohne Sprache, eine emotionale Geschichte erzählt. Im Vordergrund steht dabei die Privatisierung von Wasser und sogar Regenwasser.
Nach dem Video haben wir uns den Gefühlen gestellt, die wir während des Anschauens hatten. Dabei standen bei den meisten Traurigkeit und Wut im Vordergrund. Wir haben auch überlegt, was man tun könnte, wenn so etwas auch hier passieren würde und wie man seine Gefühle umleiten und nutzen könnte, um aktiv zu werden. Die Antworten waren breit gefächert: vom Klagen beim Verfassungsgericht, sich zu einer Gesellschaft zusammenzuschließen oder Verweigerung der Steuerzahlung bis zum Auswandern war alles dabei. Amanda Luna konnte leider bestätigen, dass viele Peruaner*innen keinen anderen Weg als auszuwandern sehen. 
Am Ende des Workshops haben wir, wieder in Gruppen, eine Nachricht an die Menschen in Peru geschrieben. Auf diese Nachrichten haben wir sogar eine Antwort bekommen, denn jede Gruppe erhielt nach dem Zufallsprinzip eine Karte von Frau Luna; und die Antworten darauf passten erstaunlich gut zu unseren Texten. 

An diesem Nachmittag haben wir zwar viel über Probleme gesprochen, aber nicht nur das. Es ging auch um Lösungsansätze. Denn jede*r Einzelne kann den Menschen in Peru ein bisschen helfen, indem er nachhaltigere Entscheidungen trifft, vor allem beim Einkaufen. Frau Luna hat uns in dem Kontext erklärt, dass „bio“ nicht immer gut sein muss. Denn oft vermischen sich Produkte und es ist nicht klar, was „bio“ ist und was nicht. Außerdem bedeutet „bio“ vor allem eine zusätzliche Belastung für die Quinoaproduzent*innen, denn sie müssen sich entsprechend fortbilden und haben höhere Ausgaben. Zudem braucht die Pflanze ja ohnehin keine Chemikalien. Stattdessen ist es besser, wenn man bei Leuten einkauft, die man persönlich kennt, so dass man sicher sein kann, dass man mit dem Kauf die richtige Entscheidung trifft. Das ist natürlich schwer, denn schließlich kennt nicht jede*r jemanden, die/der z.B. Quinoa anbaut. Aber wenn man sich alleine schon der Auswirkungen seines Handelns bewusst ist, wird man bestimmt einige richtige Entscheidungen treffen. Auch wenn der Anbau von Quinoa weit von uns in Deutschland entfernt ist, wird hier mehr Quinoa gegessen als in den Anbauländern wie Peru. Wir können bedacht einkaufen und Quinoahändler*innen und Quinoabäuer*innen unterstützen. 

 

Clara Strauß und Jule Scherwa (Schülerinnen der EF)