Ökologie an der Siegtalmündung

Optimumskurven, oxygene Fotosynthesereaktionen, Räuber-Beute-Beziehungen, Neobiota und Stoffkreisläufe: Mit all‘ diesen und noch vielen weiteren ökologischen Themen hat sich unser Biologie-Leistungskurs der Q2 unter der Leitung von Herrn Tim Goßner seit diesem Sommer ausführlich in Theorie und zum Teil sogar im Labor beschäftigt. Aber was wäre die Ökologie, wenn man sie nicht auch direkt in der Natur erkundet? In Unweite der Schule befinden sich zahlreiche spannende Ökosysteme, die nur darauf warten, von kompetenten Schüler:innen erforscht zu werden. Auf diese Forschungsreise begaben wir uns mit dem Ziel der „Siegtalmündung“ in Troisdorf mit dem „Lumbricus Umweltbus“ der Natur- und Umweltschutzakademie NRW (NUA). Als rollendes Klassenzimmer und mobile Umweltstation trägt der „Lumbricus“ – benannt nach der häufigsten Regenwurmart in NRW – seit 1992 zur außerschulischen „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ bei Kindern und Jugendlichen bei.

Wir hatten das Vergnügen, unter der kompetenten Anleitung der Umweltpädagoginnen Stefanie Horn und Matthias Nisbach, das Fließgewässer-Ökosystem samt Biozönose an der Siegtalmündung zu untersuchen, Gewässerproben zu entnehmen sowie diese chemisch auszuwerten und die landschaftliche Umgebung zu kartieren und wiederum landschaftsökologisch auszuwerten. Wir Schüler:innen konnten uns – ganz nach Interesse und Neigung – verschiedenen Gruppen anschließen und haben dabei spannende Erfahrungen gemacht:

Die „Organismen-Gruppe“ hat sich mit der Biozönose in sowie am Ufer der Sieg befasst. Dazu wurden uns kniehohe Gummistiefel, Siebe und mit Wasser gefüllte Behälter ausgehändigt. Perfekt ausgestattet ‚fischten‘ wir in der Sieg, um kleine Lebewesen einzufangen, welche wir dann folglich in Behältern vorsichtig sammelten. Im Umweltbus bestimmten wir mithilfe zahlreicher Materialien die verschiedenen Organismen und recherchierten passende Informationen, die wir in kurzen Steckbriefen zusammenfassten. Später präsentierten wir fünf ‚Highlights‘ dieser Steckbriefe: Schnakenlarve, Rollegel, Köcherfliegenlarve, Eintagsfliegenlarve und Flohkrebs. Während der Präsentationen wurden die lebendigen Organismen mithilfe eines Binokulars gefilmt und unsere Vorträge dazu als Tonaufnahme aufgezeichnet, sodass wir alle eine kleine Dokumentation über unsere Funde mit nach Hause nehmen konnten. Abschließend reflektierten wir, inwiefern unsere Organismen-Funde als Zeigerorganismen bzw. Bioindikatoren für die Gewässergüte der Sieg dienen können. Im Rahmen unserer Gruppenarbeit fanden wir es besonders spannend, wie biodivers die Sieg ist, in der so manche:r von uns ja sogar in Vergangenheit schon häufiger baden gegangen ist.

Als „Landschaftsökologie-Gruppe“ haben wir das Ufer der Sieg vermessen und anschließend kartografiert sowie die Bewachsung rund um die Sieg untersucht. Dafür mussten wir verschiedene Pflanzenarten in unmittelbarer Nähe des Ufers sammeln und diese später bestimmen. Außerdem haben wir die Aue der Sieg genauer betrachtet. Anhand der Eigenschaften der verschiedenen Pflanzenarten sowie der Gegebenheiten der Aue konnte wir – ebenso wie die „Organismen-Gruppe“ – Rückschlüsse auf die Gewässergüte und Biodiversität der Sieg ziehen. Dabei haben wir Besonderheiten einer uns bekannten Umgebung in einem für uns völlig neuen Blickwinkel kennengelernt: Insbesondere inwiefern Biodiversität als Messfaktor für die Flussgüte der Sieg in Abhängigkeit verschiedener abiotischer und biotischer Umweltfaktoren gilt, hat uns als praktische Methode nachhaltig beeindruckt.

In der „Chemiker:innen-Gruppe“ sind wir mitten in die Sieg gegangen und haben als erstes Wasserproben entnommen. Anhand dieser haben wir zunächst bestimmt, wie das Wasser riecht, aussieht und wie hoch der Algenbewuchs auf den Steinen im Wasser ist. Anschließend konnten wir mit verschiedenen Sonden u. A. die Wassertemperatur und den pH-Wert der Probe messen. Im Labor des Umweltbus' haben wir später mithilfe zweier Schnelltests die verschiedenen Nährstoffe aus dem Wasser nachweisen und auswerten können. In dem Zuge lernten wir das koloristische Verfahren und die Titration kennen.  So fanden wir schlussendlich heraus, dass die Sieg zwar augenscheinlich sauber ist, aber dennoch eine sehr hohe Wasserhärte aufweist. Es hat uns viel Spaß gemacht, unser sehr theoretisches chemisches Wissen auf diese Weise praktisch und somit sehr verständlich anwenden zu können.

So verbleibt abschließend nur, uns ganz herzlich bei den leitenden Umweltpädagog:innen für die spannenden und vielseitigen praktischen Erfahrungen sowie bei Herrn Goßner für die erneute Organisation einer unterrichtsvertiefenden Exkursion zu bedanken. In diesem Sinne: ein Hoch auf unsere Umweltbus-‚Fahrer:innen‘!

Paul Falconi, Moritz Fischer, Leo Leutner, Greta Nilson, Clara Schlangen und Maximilian Skowasch (alle Q2)