Am 31. Januar 2025 erhielt das Beethoven-Gymnasium im Rahmen des “Meet-US“ Programms Besuch von Siobhan Chawk, einer Fulbright-Stipendiatin, die momentan als English teaching assistant an einer Gemeinschaftsschule in Schleswig-Holstein eingesetzt ist. Das “Meet-US“-Programm ist ein zentrales Instrument der US-Botschaft und -konsulate zur Förderung der transatlantischen Verständigung.
Siobhan führte in diesem Sinne den angehenden AbiturientInnen zunächst noch einmal die basics zu ihrem Heimatland vor Augen und illustrierte z. B. anhand einer Kartenmontage, dass die USA flächenmäßig 28-mal so groß wie Deutschland sind.
Neben der Gründung der USA, der Entstehung der Constitution und ihrer wichtigsten Amendments (freedom of speech, right to a speedy and public trial, etc.) wurden vor allem auch die Umsetzung der Gewaltenteilung und das System der checks and balances, mit dem die zentralen Institutionen der Machtausübung sich gegenseitig kontrollieren, näher erläutert: die Exekutive mit Präsident, Vize-Präsident und Kabinett, die Legislative mit dem Kongress, zusammengesetzt aus Senat und Repräsentantenhaus, sowie die Judikative mit dem aus 9 RichterInnen bestehenden Supreme Court und den Federal Courts.
Anhand der Ergebnisse der letzten drei Präsidentschaftswahlen illustrierte Siobhan dann konkret, wie der jeweils neue Präsident der USA ermittelt wird: So konnte im Jahr 2016 die Kandidatin der Demokratischen Partei, Hillary Clinton, zwar mit nahezu 66.000 Stimmen gegenüber rund 63.000 Stimmen die größte Zustimmung unter der Bevölkerung für sich verzeichnen, der Republikaner Donald Trump erhielt aber mit 304 (gegen 227) Stimmen aus dem Electoral College die für die Übernahme des Präsidenten-Amtes entscheidende Mehrheit. Die 50 Staaten der USA entsenden nämlich je nach (regelmäßig neu ausgezählter) Bevölkerungsgröße eine unterschiedliche Zahl von Wahlmännern und -frauen in dieses Gremium, so dass zum Beispiel Texas seit dem Zensus 2020 mit 40 zwei Wahlpersonen mehr als zuvor entsenden konnte. Joe Biden konnte 2020 – auch wenn Donald Trump dies leugnete – sowohl die meisten Stimmen des Electoral College (306 zu 232) als auch des Popular Vote (rund 81.000 gegenüber rund 74.000) auf sich vereinen. Indessen verloren die Demokraten in der jüngsten Wahl folgenreich die Stimmen von 77 Wahlmännern bzw. -frauen, so dass Donald Trump mit 312 Stimmen des Electoral College erneut ins Weiße Haus einziehen konnte. Mit etwas über 77.000 Stimmen (zu 75.000) des Popular Vote, die Trump auf sich vereinen konnte, kann aber kaum von dem Landslide Victory, von dem auf der Homepage des Weißen Hauses nach Trumps Amtsübernahme zu lesen war, die Rede sein.
Abschließend wurden auch mögliche Gründe für die Niederlage der demokratischen Kandidatin Kamala Harris angesprochen wie die starke Assoziation mit der schließlich bei AmerikanerInnen nicht mehr allzu beliebten Biden-Regierung, und die extrem kurze Zeit, die ihr für den Wahlkampf nach Joe Biden’s missglückter Fernsehdebatte gegen seinen Herausforderer blieb. Auch die schwindelerregende Geschwindigkeit, mit der Trump vor großem Publikum Executive Orders, die Entscheidungen seines Vorgängers rückgängig machen sollten, unterschrieb (u.a. Rückzug vom Pariser Klima-Abkommen; die – versuchte – Aufhebung des Rechts, qua Geburt in den USA die Staatsangehörigkeit zu erhalten für Kinder, deren Mütter sich illegal in den USA aufhalten; das vorläufige Einfrieren öffentlicher Ausgaben bis zur erfolgten Überprüfung ihrer Angemessenheit) wurde thematisiert.
Die Schülerinnen und Schüler machten im Anschluss reichlich von der Gelegenheit Gebrauch, der jungen US-Amerikanerin Fragen zu stellen. Dabei ging es zunächst noch einmal um eine inhaltliche Vertiefung wie die Wahlprogramme von Demokraten und Republikanern oder die Machtbefugnis, die ein Präsident mittels der Executive Orders hat. Wichtig war den Teilnehmenden aber auch die Erkenntnis, dass die Macht, durch Erlasse ohne Rückbindung an parlamentarische Verfahren schnelle Änderungen herbeizuführen, auf verfassungs- bzw. gesetzmäßige Grenzen stoßen kann – wie dies etwa im Fall von Donald Trump mit Blick auf die nicht durchgesetzte Änderung zum Geburtsrecht bereits geschehen ist.
Darüber hinaus interessierte die SchülerInnen aber auch Siobhan Chawks eigene Meinung zu den jüngsten politischen Veränderungen in den USA: “What do you think about the fact that Donald Trump wants to make more use of fossil fuels again?”, “What about the big influence Elon Musk has had on the election campaign in the US and is trying to exert on the elections in other countries like Germany now?” “Do you find the electoral system of the US or of Germany better?”
Schließlich waren sich alle Beteiligten einig, dass es in einer Demokratie wichtig ist, stets wachsam zu bleiben und die Kräfte zu identifizieren, die den Wahlausgang zu beeinflussen versuchen. Dies gilt für unsere SchülerInnen der Q2 umso mehr, als sie am 23. Februar zum ersten Mal selbst ihr aktives Wahlrecht wahrnehmen dürfen, um eine neue Regierung zu wählen. Die Q2 bedankte sich bei unserem Gast mit großem Applaus und einer Flasche BG-Wein.
Dr. Jacqueline Monschau
