„Meet a Jew“

Am 7. November 2024 durfte das BG zum vierten Mal Herrn Abraham Lehrer willkommen heißen.

Herr Lehrer ist Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und hat es sich zur Aufgabe gemacht, vor allem Kinder und Jugendliche über die Ursachen und Folgen von Antisemitismus aufzuklären – durch persönliche Begegnung, die seiner Auffassung nach die wirkungsvollste Methode gegen Vorurteile anzugehen ist und die auch hinter der Initiative „Meet a Jew“ steht.

Zunächst berichtete er aus seinem Leben und dem seiner Familie. Seine Eltern sind Überlebende der Shoa und die Auseinandersetzung mit ihrem Schicksal sowie antisemitische Bemerkungen von Studienfreunden riefen bei Herrn Lehrer das Bedürfnis hervor, bei jungen Menschen die Entwicklung antisemitischer Vorurteile zu verhindern.

Außerdem gab es für uns die Möglichkeit Fragen zu stellen, die Herr Lehrer mit viel Feingefühl, Geduld und Verständnis beantwortete.

Diese Gelegenheit durch die Augen eines Betroffenen dessen Blick auf die Lebenswirklichkeit von Jüdinnen und Juden kennenzulernen, war für viele eine eindrucksvolle Erfahrung.

Einerseits war es erschreckend zu erfahren, wie stark die Folgen der Shoa auch heute noch spürbar sind, insbesondere für die Nachkommen der Opfer. Für viele Jugendliche, die sich bisher kaum intensiver mit diesem dunklen Kapitel der Geschichte auseinandergesetzt hatten, öffnete dieser Abend aber auch die Augen für die langanhaltenden psychologischen, sozialen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Shoa.

Andererseits war die Begegnung mit Herrn Lehrer auch eine Quelle der Inspiration. Seine Offenheit und sein unermüdliches Engagement zeigten, wie wichtig es ist, sich gegen Antisemitismus und jede Form der Diskriminierung stark zu machen. Wir Schülerinnen und Schüler wurden ermutigt, nicht nur die Vergangenheit kritisch zu betrachten, sondern auch die Gegenwart aktiv mitzugestalten.

Herr Lehrer betonte immer wieder, dass es auf die Haltung jedes Einzelnen ankommt. Er ermutigte uns Jugendliche, Zivilcourage zu zeigen und sich gegen Vorurteile in ihrem eigenen Umfeld zu stellen.

Mit eindrucksvollen Beispielen und persönlichen Erfahrungen zeigte er, dass auch kleine Gesten der Solidarität und des Verständnisses eine große Wirkung haben können.

Am Ende des Abends wurde deutlich, dass Veranstaltungen wie diese weit über den Geschichtsunterricht hinausgehen. Sie schaffen eine emotionale Verbindung zur Vergangenheit und sensibilisieren für aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen. Wir Schülerinnen und Schüler verließen die Aula mit dem Gefühl, nicht nur etwas gelernt, sondern auch einen wichtigen Impuls für ihre eigenes Handeln erhalten zu haben.

Die Begegnung mit Herrn Lehrer wird vielen sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben – nicht in erster Linie als Erinnerung an Fehler und Verbrechen der Vergangenheit, sondern vor allem als Appell, gemeinsam an einer offenen und toleranten Zukunft zu arbeiten.       

Franziska Hillen (EF), Lilly Geikowski (EF)