Besuch des Hauses Schlesien

Besuch des Hauses Schlesien

Am 4. Juli 2024 besuchten wir Schülerinnen und Schüler der beiden Geschichtsleistungskurse das Haus Schlesien in Königswinter.

Die Exkursion stand unter dem Thema „Vertreibung und Flucht". Dazu ist es vor allem wichtig, den historischen Kontext zu verstehen. So haben wir uns in Gruppen aufgeteilt und nach einer gemeinsamen Einleitung einen Rundgang mit einer Führung sowie ein Zeitzeugengespräch verfolgt. Um zu verstehen, warum Schlesien eine so wichtige geschichtliche Bedeutung sowohl für die deutsche als auch für die polnische Bevölkerung hat, muss man die Grenzen des Gebietes im Laufe der Geschichte betrachten. Für uns war die Exkursion auch von besonderer Bedeutung, da sie einen guten ersten Einblick in das Thema für unsere kommende Studienfahrt gab. 

Das mittlerweile größtenteils in Polen liegende Gebiet Schlesien kam erstmalig 1763 nach dem Siebenjährigen Krieg unter die Führung der Preußen. Jedoch lebten dort Polen und Deutsche. Erst als der Nationalismus im 19. Jahrhundert begann, fing eine Diskussion an, zu welchem Land Schlesien gehören sollte. Man hatte eine gemischt polnisch-deutsche Kultur und Geschichte und so waren die Meinungen bei einem Volksentscheid 1921 sehr verschieden. Ab der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden die Polen verdrängt und wurde Schlesien überwiegend deutsches Siedlungsgebiet. Mit dem Ende des Nationalsozialismus fingen jedoch die Flucht und daraus ein Trauma für die deutschen Schlesier an, was dadurch entstand, dass Schlesien polnisches Staatsgebiet wurde und alle Deutschen zu gehen gezwungen wurden. Unter polnisch-sowjetischer Herrschaft wurden die Flüchtenden ihres Hab und Guts sowie ihrer Menschlichkeit beraubt.

Die Ergebnisse waren für uns erschütternd und wir erkannten schnell, dass die Schlesier in ihren neuen Wohngebieten, vor allem im Rheinland, doch als Heimatlose erschienen. Ausgrenzung und Wut gehörten für sie zur alltäglichen Erfahrung, da die Einheimischen die vielen Menschen nicht in Westdeutschland aufnehmen wollten. Umso wichtiger war es für uns, von den Zeitzeugen und der Geschichte zu lernen. Es ist die Mission des Hauses Schlesien, einen Ort zu schaffen, welcher den Heimatlosen und den geflüchteten Schlesiern sowie allen Menschen die Möglichkeit geben soll, in einen Austausch zu treten und Verbundenheit zu fördern. Das Thema ist ziemlich komplex und sehr eindrucksvoll, da es auf die deutsch-polnische Geschichte verweist und uns als Geschichtskurs aufzeigt, wie wichtig doch Zusammenarbeit und Wertschätzung sind. Man muss auf die gemeinsame Geschichte rekurrieren, darf sie nicht missbrauchen, muss auch Platz schaffen für Heimatlose in unserer heutigen Zeit – und wir sollten ihnen mit Respekt und Würde gegenübertreten.

Der Exkursionstag lässt uns hoffen, dass wir, wenn wir bei unserer Studienfahrt in Schlesien ankommen werden, gut mit der komplexen Vergangenheit und dem Hintergrund des deutsch-polnischen Gebietes zurechtkommen werden und vor allem lernen: von den Menschen, der Aktualität des Themas und vor allem natürlich der Geschichte.

 

Helena Sinzig und Emilio Schumacher Q1