1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Shalom! - Seit 1700 Jahren leben Juden in Deutschland. Im Jahr 321 siedelten sich erste Menschen jüdischen Glaubens im Gebiet des heutigen Köln an. Daraus entwickelte sich eine vielfältige Kultur, die Deutschland bis heute prägt. Zu diesem Jubiläum veranstaltete die Organisation Shalom Cologne mehrere Expertentalks, die wegen Corona online stattfanden. An diesen Veranstaltungen nahmen einige Schülerinnen und Schüler des Beethoven-Gymnasiums teil. 

Expertentalk über Verschwörungstheorien                                                                                                        

Der Politikwissenschaftler Patrick Fels von der Fachstelle [m^2] erklärte uns, dass der Grat zwischen Verschwörungstheorien und Antisemitismus oft sehr schmal sei. [m^2] ist eine Abteilung des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln, die ihre Aufgabe darin sieht, durch Bildung und Dokumentation den Antisemitismus zu bekämpfen. Laut Herrn Fels entstünden besonders während der Corona-Pandemie und in Zeiten der digitalen Vernetzung häufig verschiedene Verschwörungstheorien ohne jeden Faktenbezug. Da Argumente bei Verschwörungstheoretiker:innen oft nichts bewirken, rät Patrick Fels, ihnen mit Gegenfragen und Humor zu begegnen.

Meet a Jew                                                                                                                                           

Am 16. Juni haben Teile eines Geschichtsleistungskurses der EF sowie einige Schüler:innen aus der Q1 an einem Online-Treffen mit einer Vertreterin der jüdischen Gemeinde Kölns teilgenommen. 

Frau Schulhof-Walter gehört zur Nachkriegsgeneration, ihre Eltern sind Überlebende der Shoah, der Vernichtung der Juden während der NS-Zeit. Frau Schulhof-Walter erzählte uns, dass Juden in Deutschland wieder gefährdeter seien. Sie und viele weitere Mitglieder ihrer Gemeinde seien daher jederzeit bereit, Deutschland zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Aus dem Gespräch ging hervor, dass der erneut aufkeimende und offene Antisemitismus für sie sehr unerwartet gewesen ist. Sie persönlich habe noch keine größeren antisemitischen Übergriffe erlebt, im Gegensatz zu einigen Mitgliedern der Kölner Gemeinde. Ein Satz, den sie uns mit auf den Weg gab, blieb uns besonders in Erinnerung: "Wenn wir jetzt nicht gegen Antisemitismus vorgehen, dann richtet sich der Hass bald gegen eine andere Gruppe - sucht euch aus, welche". Mit diesem Satz trifft sie den Nagel auf den Kopf, da es immer eine Minderheit geben wird, gegen die sich der Hass richtet. Wären Juden nicht mehr Opfer von Hass, könnte er sich beispielsweise gegen Menschen mit Behinderung richten. 

Warum nimmt unser Geschichts-LK an solchen Veranstaltungen teil?                     

Während des interessanten Gespräches wurde uns einmal mehr bewusst, wie extrem wichtig es ist, mit verschiedenen Gruppen in unserer Gesellschaft ins Gespräch zu kommen. Aufgrund der Tatsache, dass es bald keine direkten Zeitzeugen der Shoah mehr geben wird, ist es unsere Aufgabe, die Erfahrungen dieser Zeit, aber auch die Bereicherung der jüdischen Kultur für unsere Gesellschaft lebendig zu halten.                                       

Die Veranstaltungen waren sehr erkenntnisreich und beeindruckend. Dass deutsche Juden zum größten Teil auch heute noch in Angst leben müssen, hat uns sehr schockiert. Wir bewundern es sehr, dass Frau Schulhof-Walter und viele weitere jüdische Mitbürger:innen diese Probleme trotzdem mutig angehen. Wir bedanken uns herzlich bei Shalom Cologne für die Veranstaltungen. 

Gilbert Blüm und Elias Gierth (EF)