Freiwilligendienst an unserer Partnerschule, dem Colegio Ludwig van Beethoven (24/25)

Nach unserem Entschluss, einen Freiwilligendienst an unserer Partnerschule zu absolvieren, verbrachten wir sieben Monate in Südamerika. Zunächst waren wir in Arequipa, im weiteren Verlauf haben wir auch das bolivianische Partnerprojekt in Cochabamba besucht. Wir haben teilweise eigenständig Unterricht im Fach Englisch gegeben, teilweise haben wir Lehrer der älteren Klassen beim Unterricht unterstützt.

Wir wussten im Vorhinein einiges über unsere Partnerschule und haben uns auch mit den Freiwilligen aus den Vorjahren ausgetauscht. Dennoch gab es vor Ort einige Überraschungen. Viele Familien der Schule sind beispielsweise nicht in der Lage ihren Kindern genügend Schulmaterialien bereit zu stellen. Somit begannen die Stunden häufig mit der Suche nach Stift und Papier. Hausaufgaben werden nicht gestellt, da die meisten Kinder vor oder nach der Schule mit ihren Eltern arbeiten gehen. Ungewöhnlich für uns war auch, dass der Unterricht zweigeteilt ist. Für die jüngeren Schüler/Innen morgens, die älteren nachmittags, da nicht genügend Räumlichkeiten für alle gleichzeitig zur Verfügung stehen. 

Aber nicht nur die Armut hat uns überrascht. Die immense Dankbarkeit der gesamten Schulgemeinschaft uns Freiwilligen als Vertreterinnen des BGs gegenüber war überwältigend. Die Lehrer/Innen haben uns immer geholfen, wenn wir Fragen hatten oder Hilfe benötigt haben. Die Kinder sind auf uns zu gerannt gekommen, wenn sie uns auf dem Schulhof gesehen haben.  Jedes Klassenzimmer wird dekoriert mit Plakaten, Schriftzügen in Schwarz, Rot, Gold oder Beethoven, selbst wenn es nicht um Deutschland geht. Nie zuvor haben wir so viele Deutschlandflaggen an einem Ort gesehen. Die Uniformen der Schüler/Innen sind ebenfalls in Deutschlandfarben gestaltet. Bei den Paraden wird zuerst die peruanische, dann die arequipenische und zum Schluss die deutsche Nationalhymne gesungen. Zu unserem Abschied wurden wir mit Geschenken überschüttet. Es ist wirklich schwer zu beschreiben, wie dankbar die peruanische Schulgemeinschaft dafür ist, dass wir einmal im Jahr um den Hofgarten laufen, Tombolas veranstalten oder auch den Weinerlös spenden. Noch dazu kommt, dass ein Euro in Peru sehr viel mehr bewirkt als bei uns. 

Unvergleichlich war auch der Gemeinschaftsgeist. Zeugnisvergabe, Weihnachten oder der Schulgeburtstag wurden stets im großen Stil mit Fahnenparaden, Alumni und Eltern für mehrere Stunden fröhlich gefeiert. Selbst der Vatertag wurde mit der gesamten Familie in der Schule begangen und wie selbstverständlich waren alle da, obwohl es keine Pflichtveranstaltung war. In diese  Schulfamilie wurden wir von Anfang an sehr herzlich aufgenommen. Das ist auf jeden Fall etwas, was wir von unserer Partnerschule mitgenommen haben.

Wir sind sehr dankbar dafür, dass wir unseren Freiwilligendienst an unserer Partnerschule leisten konnten. Wir haben dabei auch die Erkenntnis vertieft, dass wir zuhause an unserer Schule in einer sehr privilegierten Situation sind, die wir viel zu oft als selbstverständlich hinnehmen. Klar wurde uns auch, dass unsere Privilegien weit über den Schulkontext hinaus gehen. Es ist schön, dass diese Partnerschaft nunmehr seit 40 Jahren besteht. Wer mehr über unsere Freiwilligenerfahrungen lesen möchte, kann sich gerne unseren Freiwilligenblog auf der Vereinsseite von Beethovianos Internacional anschauen. 

 

- Charlotte Kuczaty und Emma Friedhoff, Abiturientinnen 2024