Fachkonferenzvorsitzende: Alexandra Kusch
Klasse/Stufe: Jgst. 5 - 9 und 11 - 13
Religion – Oh, Gott!? Nun, hoffentlich nicht. Oder vielleicht doch…?
Drei Fragen werden uns immer wieder gestellt:
1. Warum überhaupt Religionsunterricht?
2. Warum Evangelischer Unterricht?
3. Und - warum in der Schule?
Hier unsere Antwort:
Eine Gesellschaft, die sehr leistungsorientiert ist, hat gegenüber Heranwachsenden eine besondere Verantwortung. Sie muss ihnen Raum bieten für Orientierung und Sinnsuche. Schule ist ein solcher Raum.
Im Rahmen des Bildungs- und Erziehungsauftrages der Schule erfüllt der (Evangelische) Religionsunterricht dabei eine besondere Aufgabe. Denn eigentlicher Kern des Faches ist die Beschäftigung mit Fragen der menschlichen Existenz. Antworten darauf können aber aus Sicht eines Evangelischen RU immer nur „vorletzte“ (Bonhoeffer) sein. Wir alle, Lehrerinnen und Lehrer wie Schülerinnen und Schüler, sind Suchende, selbst da, wo wir überzeugt sind, objektive Antworten zu haben.
Das Befreiende der Lehre und des Handelns Jesu, so wie Martin Luther und andere Frauen und Männer es erfahren und weitergegeben haben, ist der Maßstab, an dem wir unser Fach auszurichten versuchen. Dazu gehören auch ein respektvolles Miteinander und ein selbstkritisches In-Sich-Hineinhorchen. Als Christen glauben wir, dass wir in vielen Dingen auf die Hilfe und den Zuspruch Gottes angewiesen sind.
Wir würden dem Anspruch dieses Faches aber nicht gerecht, wenn wir es allein auf diese Aspekte reduzieren würden. Evangelische Religionslehre ist ein reguläres Unterrichtsfach, in dem Wissen vermittelt, Wissenschaftspropädeutik betrieben und dies selbstverständlich auch benotet wird. Die Theologie der beiden großen christlichen Konfessionen Deutschlands bildet dafür die wissenschaftliche Grundlage:
Folgende Bereiche haben ihren Ort im Ev RU:
• Auseinandersetzung mit den Grundlagen des christlichen Glaubens
• Diskussion um die Sinngebung des Lebens
• Suche nach Antworten auf die Gottesfrage
• Konfrontation mit dem Anspruch Jesu Christi
• Verständnis der Welt und der Geschichte aus christlicher Hoffnung
• Dialog mit anderen Weltreligionen und Weltanschauungen.
Evangelischer (und katholischer!) RU ist wie kein zweites Fach wegen der vielfältigen Verbundenheit seiner Gegenstände in allen Lebensbereichen mit künstlerischen, gesellschafts- und naturwissenschaftlichen Fächern vernetzt. Das macht dieses Fach spannend auch für die, die sich dem evangelischen Glauben nicht unbedingt verpflichtet fühlen. Es ist übrigens ein weit verbreitetes Vorurteil, dass man für den Ev RU getauft oder besonders gläubig sein müsse.
Eines erwarten die Schülerinnen und Schüler allerdings von ihrer Lehrerin/ ihrem Lehrer in einem Evangelischen Unterricht: Sie sollen einen klaren, vom Protestantismus geleiteten Standpunkt vertreten, an dem sie sich als Schüler orientieren, aber auch reiben können.
Organisatorisches:
Religionsunterricht findet in allen Stufen der Sekundarstufe I mit jeweils zwei Wochenstunden statt (Ausnahme Jahrgangsstufe 8, hier gibt es im vierzehntägigen Wechsel eine Doppelstunde Religion).
In der Einführungs- und Qualifikationsphase wird Religion als dreistündiger GK angeboten. Religion ist Abiturfach und wird von den Schülerinnen und Schülern gern als mündliches oder schriftliches Prüfungsfach gewählt. Kern des Unterrichts in der Sekundarstufe II sind die Vorgaben des Zentralabiturs. Diese lassen aber (gewollt!) Spielraum für eine auf den jeweiligen Kurs zugeschnittene Gestaltung des Unterrichts.
Jeweils am ersten Mittwoch eines Monats wird in der Kreuzkirche am Kaiserplatz um 7:55 Uhr ein Schulgottesdienst für die drei Innenstadt-Gymnasien Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium, Liebfrauenschule und Beethoven-Gymnasium gefeiert. Jeder dieser Gottesdienste wird von Schülerinnen und Schülern der jeweiligen Gymnasien turnusgemäß vorbereitet und mitgestaltet. Zusätzlich bietet Herr Pfr. Petrat jeden Mittwoch um 7:55 Uhr eine Schulandacht in St. Cyprian an.
Auch die Ökumene liegt uns sehr am Herzen. Deshalb gibt es vier ökumenische Gottesdienste im Jahr, von denen der weihnachtliche Taize-Gottesdienst und der Wiesengottesdienst zum Ende des Schuljahres jeweils eine ganz besondere Bedeutung für unser Schulleben haben.
Einen weiteren Höhepunkt in jedem Jahr bildet der ökumenisch gestaltete Abiturgottesdienst, der von Lehrern und Schülern der jeweiligen Religionabiturkurse konzipiert und durchgeführt wird. Für viele Abiturienten und deren Angehörige stellt dieser Gottesdienst einen großen emotionalen Moment am Ende ihres so viele Jahre währenden Schullebens dar.
Und zum Schluss noch ein Satz in eigener Sache: Wir drei Fachschaften, die Fachschaft Philosophie, die Fachschaft Katholische Religionslehre und die Fachschaft Evangelische Religionslehre, wir sind keine Konkurrenten. Denn wir arbeiten an einem gemeinsam Ziel: Wir wollen Schülerinnen und Schülern ethische und existenzielle Orientierung geben auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden.