Religionsunterricht der besonderen Art

52 Schüler*innen unserer Jahrgangsstufe EF nahmen am 13. Februar 2023 in den Räumen des Wallraf-Richartz-Museums der Stadt Köln an einem Workshop zum Umgang mit sexuellen Übergriffen teil. Dieser Workshop wurde vom Museum in Zusammenarbeit mit Sexualpädagog*innen als kostenfreies Angebot für Schulen konzipiert und durchgeführt, anlässlich der Sonderausstellung zur Darstellung der biblischen Geschichte der Susanna in der Kunst:

"Susanna – Bilder einer Frau vom Mittelalter bis MeToo".

In drei Gruppen und an ebenso vielen Stationen erarbeiteten wir, angeleitet durch das Pädagogenteam, Bezüge und Parallelen zwischen den bildlich dargestellten Situationen der Susanna-Geschichte auf den Leinwänden und den Erfahrungen in unserem Umfeld. So definierten wir zunächst, was „respektvoller Umgang miteinander“ für jede*n von uns heißt, was, wie sich herausstellte, um einiges subjektiver ausfiel als erwartet: Jede*r formulierte für sich eine sehr individuelle Grenze. Dann diskutierten wir die Bandbreite an unterschiedlichen Reaktionen auf einen sexuellen Übergriff, welche sehr eindrucksvoll in den Gemälden dargestellt waren, und beurteilten übergriffige Handlungen hinsichtlich deren Verwerflichkeit. Neben sehr viel Diskussionsbedarf in der Gruppe erzeugte dies vor allem noch mehr persönliche Betroffenheit, weil wir uns mit konkreten Situationen und Aktionen auseinandersetzen mussten.

Dank eines glücklichen Zufalls hatten wir im Anschluss die Möglichkeit, unsere frischen Eindrücke aus dem Workshop auf verschiedene Weise kreativ und produktiv weiterzuverarbeiten.

Ein Teil der Gruppe nahm an einem Theaterworkshop teil, in dem wir reale Situationen sexueller Übergriffigkeit rekonstruierten, im Rollenspiel nachstellten und anschließend im Gespräch aufarbeiteten, wobei alles im Spiel Preisgegebene oder Dargebotene selbstverständlich vertraulich behandelt wurde. Diese Rollen zu übernehmen war vor allem für die (im Spiel) Betroffenen alles andere als einfach, verdeutlichte aber für diejenigen von uns, denen es vorher noch nicht so klar war, die Präsenz von sexuellen Übergriffen auch in unserem alltäglichen Umfeld.

Andere aus der Gruppe verarbeiteten das Erlebte anschließend künstlerisch, in Form von Collagen. Hierzu gab es einen separaten Raum mit zur Verfügung gestellten Materialien, was uns half, den Fokus auf der eigenen Wahrnehmung zu halten und unsere individuelle Reaktion auf das Erlebte in Bilder umzusetzen.

Alles in allem wurden uns an diesem Tag neue Möglichkeiten eröffnet, einander zu verstehen und, noch viel wichtiger, verstanden zu werden.

Moritz Fechner, EF