Ohne Honig hast du nichts zu essen - Über das Bienenwissen von Ayoérode im Gran Chaco, Südamerika

Am Freitag, dem 28. Oktober, haben 21 OberstufenschülerInnen nachmittags freiwillig an einer Führung der Bonner Amerika-Sammlung teilgenommen, die die Lebensgewohnheiten einer Südamerikanischen indigenen Gruppe, den Ayoérode, unter verschiedenen Einflüssen behandelte. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Peru-AG unter der Leitung von Frau Schaaf und dem Verein BEETHOVIANOS INTERNACIONAL – Schule hilft Schule e. V. mit Herrn Ferber.

Das Ausstellungskonzept von „Ohne Honig hast du nichts zu essen“ wurde aus Zürich übernommen. Nach einem Vortrag mit allgemeinen Informationen über die indigene Gruppe gab es genug Zeit, sich mit den einzelnen Artefakten genauer auseinanderzusetzen, die größtenteils aus der 60er und 70er Jahren stammen. Die Ayoérode lebten ursprünglich im Gran Chaco, einem Gebiet in Bolivien und Paraguay. Die Gruppe gliedert sich noch weiter in 7 Klans, Lokal- und Familiengruppen, die abhängig von Trocken- oder Regenzeit getrennt oder zusammen leben. Bemerkenswert ist bei diesem System die genaue Aufteilung der Bienen und Wespen. Denn jeder Klan darf nur den Honig bestimmter Arten nutzen. Das zeigt, welche Rolle der Rohstoff für die Menschen spielt. Dass die Sprache nur gesprochen wird, es sich also nicht um eine Schriftsprache handelt, erschwert die Forschung. Die Sprache ist zudem vom Aussterben bedroht. Ein Übersetzen ist oft schwierig, da viele Begriffe so besonders sind, dass sie sich in anderen Sprachen kaum ausdrücken lassen. Ayoérode beispielsweise bedeutet übersetzt „Mensch“.

Das Interesse am Gran Chaco veränderte sich mit der Zeit. Während der Kolonisation war es gering, später jedoch vermuteten Nachbarländer Rohstoffe und auch das Interesse an der Bevölkerung durch Ethnologen und Missionare wuchs. Vor allem der Anbau von Futtermitteln ab den 50er Jahren veränderte das Leben der Ayoérode. Es kam zu bewaffneten Auseinandersetzungen und die Viehzucht machte das Land unbewohnbar. Heute identifizieren sich etwa 4700 Menschen als der Gruppe zugehörig. Nur noch etwa 100 leben jedoch in völliger Abgeschiedenheit. Viele Familien leben mittlerweile in Städten oder indigenen Gebieten (Reservaten) und verdienen Geld zum Beispiel mit der Herstellung von Textilien.

Die Geschichte der Ayoérode zeigt eindrucksvoll, wie sich eine Gesellschaft unter äußeren Umständen verändern kann. Innerhalb von wenigen Jahrzehnten haben die Menschen ihre Heimat durch Landwirtschaft verloren, ihre Lebensform jedoch erstaunlich schnell angepasst. Wir können mit Sicherheit viel von den Ayoérode lernen, vor allem über die Art, wie sie mit der Natur umgehen, indem sie sie nicht ausbeuten, sondern genau das nutzen, was sie ihnen gibt.

Clara Strauß, Q1