Mit 3 mal F an die Uni!

„Fördern, Fordern, Forschen, kurz FFF“, das ist das Motto, unter dem man als SchülerIn ein Frühstudium an der Uni machen kann. Dass es so etwas gibt, das war mir neu, bis, ja bis zu dem Zeitpunkt, als Mario Schmeling, der Begabtenbeauftragte am Beethoven Gymnasium, uns ansprach und vorschlug, dass ich bei „FFF“ mitmachen und als Schüler Vorlesungen an der Uni Bonn besuchen kann. Das hörte sich für mich cool und spannend an und ich war neugierig und hatte Lust, es auszuprobieren. 

Eine echte Vorstellung, was das heißt und wie Uni geht, hatte ich aber nicht. Meine Erwartung war eigentlich nur, dass ich über den normalen Schulstoff hinaus ein bisschen mehr in meine Lieblingsfächer, Mathe, Physik, Chemie und Informatik eintauchen kann und Neues kennenlerne. Vorrausetzung ist, dass man in der Schule gut mitkommt und dass der Schulleiter und der Klassenlehrer die FFF-Teilnahme unterstützen. Das war bei mir der Fall. 

Als Erstes gab es ein Info-Gespräch mit Dr. Thoralf Räsch, dem FFF-Projektkoordinator an der Uni Bonn. Er war sehr nett, nahm sich viel Zeit und erklärte uns alles über den Ablauf, wie ich mich immatrikulieren kann und welche Fächer zur Auswahl stehen. Und er erklärte mir, dass ich wie ein normaler Student behandelt werde. Er betonte aber auch, dass es keinen Druck gibt, keine Erwartung. Was zählt ist, dass man mitmacht, an Vorlesungen teilnimmt und einfach Uniluft schnuppert. Und es ist einem freigestellt, ob man an Prüfungen teilnimmt oder nicht. Am Ende bekommt jeder Teilnehmer ein Zertifikat über die Teilnahme am FFF-Programm. 

Von Archäologie, Biologie, Germanistik, über Orient – und Asienwissenschaft, bis hin zu Romanistik oder gar Paläontologie kann man sich einfach eins der 26 Fächer aussuchen. Aber all diese Fächer waren mir zu fremd, zu exotisch, für mich war klar, ich wollte mein absolutes Lieblingsfach Mathematik machen und kurz darauf war ich für lineare Algebra im Sommersemester 2020 eingeschrieben zusammen mit ziemlich vielen LehramtsstudentInnen. Jetzt hatte ich sogar einen Uni-Ausweis, eine Zugangsberechtigung zur Uni-Mensa und zur Uni-Bibliothek. Das war schon witzig. 

Kurz nach den Osterferien ging es los, leider nur online, da aufgrund von Corona alle Vorlesungen im eCampus digital stattfanden. Zweimal die Woche hatte ich jetzt von 8 bis 10 Uhr Zoom-Vorlesung. In der Zeit war ich vom normalen Unterricht am BG befreit. Den  Unterrichtsstoff musste ich aber nacharbeiten. Beim ersten Mal war es schon komisch, dass 270 Studenten eingeloggt waren und mit mir die Vorlesung hörten, fast das 9fache einer Schulklasse. Und ich sah mathematische Zeichen, die ich bisher noch kannte, aber das war kein Problem, deren Bedeutung habe ich mit Hilfe des Internets und mit einem Uni-Buch herausgefunden. 

Einmal pro Woche nahm ich auch an einer online-Übungsgruppe teil und löste jede Woche einen Übungszettel mit Matheaufgaben, die wir anschließend mit dem Tutor besprachen. Schließlich hatte ich sogar die notwendige Punktzahl erreicht und versuchte mein Glück bei der Semester-Abschlussprüfung. Diesmal war ich sogar im Uni-Gebäude und traf zum ersten Mal meine MitstudentInnen, die ich bisher nur online kannte. Jetzt ein halbes Jahr später kann ich sagen, es hat sich gelohnt. Ich kann mir jetzt besser vorstellen, wie ein Studium in der Zukunft aussieht. Es ist kein Hexenwerk, es ist nur ein bisschen anders als Schule. Jetzt im Wintersemester mache ich weiter, dieses Mal mit Informatik. Im November beginnen meine Vorlesungen in technischer Informatik, ich bin gespannt, wie es wird. 

Julius Wendland (9A)