Maskenpflicht und Marschmusik

Hallo, mein Name ist Eda Durmaz. Ich habe 2021 mein Abitur am Beethoven-Gymnasium absolviert. Jetzt bin ich seit Mitte Mai in Peru an unserer Partnerschule in Arequipa, dem „Colegio Ludwig van Beethoven“, um in der Grundschule Englisch zu unterrichten.  Die Schulen in Peru wurden erst kurz vor meiner Ankunft wiedereröffnet – nach einer zweijährigen Pause durch die Corona-Pandemie. 

Mein Alltag beginnt gegen 7:00 Uhr, wenn ich zur Schule fahre. Bevor der Unterricht um 7:50 Uhr beginnt, unterhalte ich mich meistens noch mit den Kindern und Lehrkräften oder spiele noch mit den Kindern. Zu Beginn jeder Stunde spielen wir häufig ein Spiel, um die Vokabeln der letzten Stunde zu wiederholen. Dann bekommen die Kinder entweder Arbeitsblätter von mir oder wir sammeln neue Vokabeln und machen einige Sprachübungen. Wenn wir schnell vorankommen, dürfen sie am Ende der Stunde noch einmal spielen. 

In den Pausen bleibe ich meistens mit den Kindern zusammen; so spielen wir oft Fangen oder tanzen auch gerne miteinander. Die Kinder sind sehr neugierig und stellen mir immer wieder Fragen über mich oder über Deutschland. Dabei weise ich immer wieder auf unsere Partnerschaft hin und darauf, dass wir sogar eine Peru-AG an unserer Schule haben. Die Kinder freuen sich dann besonders zu hören, dass Schülerinnen und Schüler am BG an Spendenläufen oder am Peru-Tag teilnehmen, um die Partnerschule zu unterstützen und ihr Heimatland kennenzulernen. Selbst während der Pausen wird aber Maske getragen: In Peru gilt immer noch eine strenge Maskenpflicht – man muss entweder zwei OP-Masken oder eine FFP2-Maske tragen. Diese Maskenpflicht wird sogar von den Jüngsten der Schule sehr ernst genommen. Außerdem bekommen die Kinder in der Schule jetzt ihre vierte Impfung mit dem Impfstoff Sinopharm. Aber nicht nur in der Schule ist die Pandemie immer noch sehr präsent; in der Öffentlichkeit trägt jeder Maske, selbst auf leeren Straßen. Zusätzlich muss man in vielen Geschäften noch seinen Impfnachweis vorzeigen.

Der Direktor und viele Lehrkräfte waren sehr überrascht und verwundert, als ich ihnen berichtet habe, dass die Maskenpflicht in Deutschland noch vor meiner Ankunft in Peru abgeschafft worden war. Der Direktor hat mir dann erzählt, wie schwer manche Familien hier von der Pandemie betroffen waren und immer noch sind. Vor kurzem sind wieder Hilfspakete, die durch BG-Spendenmittel finanziert wurden, ausgeteilt worden. Dabei betonte der Direktor, wie wichtig es sei, einzelne Familien mit Lebensmitteln zu unterstützen. Das Land ist immer noch stark von der Pandemie belastet und mit gewaltigen Herausforderungen konfrontiert. Daher ist auch die finanzielle Unterstützung des „Centro Medico“ besonders wichtig, denn die fehlende medizinische Versorgung ist ein Grund für die hohe Covid-19-Sterberate in Peru.

Seit Anfang Juli ist wieder ein Musiklehrer am „Colegio“, und die „Banda de Musica“ übt jeden Tag regelmäßig ab 12:00 Uhr. Häufig proben sie die Nationalhymne oder andere Märsche, die dann an Feiertagen vorgetragen werden. Feiertage gibt es nämlich sehr viele, und sie werden auch immer festlich in der Schule begangen. Eine typische Feier fängt damit an, dass eine kleine Gruppe von Schülern der Schulpolizei über den Schulhof marschiert, dann werden die Flaggen gehisst und die Hymne wird gesungen. Danach gibt es viele Tänze, Lieder, Gedichte, Schauspiele oder Reden, die von den Kindern dargeboten werden. Am Schluss wird noch einmal marschiert und dann kehren alle in ihre Klassen zurück.

Die Kinder haben nur einmal in der Woche Englisch, daher freuen sie sich immer sehr, wenn wir uns wiedersehen, und zeigen auch immer großes Interesse am Unterricht. Manchmal halten sie mich sogar auf dem Schulhof an und zählen mir alle Wörter auf, die sie neu gelernt haben. Ich musste ihnen vor kurzem leider sagen, dass wir bald unsere letzten Stunden haben würden. Wie man sich vielleicht denken kann, reagierten sie auf diese Nachricht mit großer Enttäuschung. Als ich den Kindern dann aber erzählen konnte, dass im Oktober wieder neue Freiwillige kämen, konnte ich sie etwas trösten.

Mein Schultag endet gegen 13:00 Uhr. Danach korrigiere ich entweder Hausaufgaben oder Tests, bereite den Unterricht für die nächsten Tage vor oder schreibe meinen Freiwilligenblog. Abends gehe ich gerne noch bisschen spazieren, um die Stadt besser kennenzulernen. An manchen Wochenenden oder in den Ferien habe ich die Möglichkeit zu reisen. Ich war zum Beispiel schon in der Hauptstadt Lima und am Titicacasee. 

Nun bin ich schon fast am Ende meiner Zeit in Peru angekommen. Natürlich bin ich sehr traurig, die Kinder zu verlassen, weil wir eine sehr vertrauensvolle Beziehung zueinander aufgebaut haben. Aber ich habe mir fest vorgenommen in den nächsten Jahren wiederzukommen – immerhin musste ich dies schon mehreren Schülerinnen und Schülern versprechen. Mir ist während meiner Zeit in Peru bewusst geworden, wie privilegiert wir doch in Deutschland leben. Nicht nur, weil wir alles Lebensnotwendige wie fließendes Wasser haben, sondern auch wegen unserer weitreichenden Rechte und vielfältigen Entscheidungsmöglichkeiten. In Peru kann man es sich nicht leisten, gegen Corona-Maßnahmen zu demonstrieren; hier tut man alles, was notwendig ist, um am Leben zu bleiben.