Besuch in der Synagoge

Zum Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ fand im Frühjahr ein Expertentalk mit Frau Schulhof-Walter von “ShalomCologne” via Zoom statt. An diesem Gespräch nahm ein Großteil unseres Religionskurses teil und die meisten von uns hatten danach noch viele weitere Fragen. Deshalb lud Frau Schulhof-Walter uns im Anschluss zum Besuch ihrer Synagogengemeinde in Köln ein.

Am 16.11.2021 empfing sie uns in der Roonstraße und führte uns durch das Gebäude. Dabei brachte sie uns die jüdische Kultur und ihre Feste näher.
Von außen erinnert die Synagoge an eine katholische Kirche. Sie liegt zwischen Wohnhäusern und wurde in der Reichspogromnacht zusammen mit den anderen sechs Kölner Synagogen in Brand gesetzt, nach dem Krieg wiederhergestellt und 1959 wiedereröffnet. Uns fiel bereits zu Beginn die sehr herzliche und einladende Atmosphäre auf. Frau Schulhof-Walter bestätigte unseren Eindruck und bezeichnete die Synagoge als zweites Zuhause für sie und viele andere Gemeindemitglieder. Dies wird auch in der offenen Festkultur deutlich: Kinder laufen herum, Essen wird bereitgestellt und jeder Gläubige ist willkommen.
Auffällig waren die hohen Sicherheitsvorkehrungen, wie zum Beispiel die Polizeibewachung und die genaue Personenkontrolle beim Betreten der Synagoge. Dies machte uns die fortwährende Gefahr antisemitischer Übergriffe auf das Gebäude und die Gemeinde bewusst. Der derzeitige Rabbiner der Gemeinde wurde bereits mehrfach Opfer antisemitischer Übergriffe im ÖPNV, weil er, seine Kippa tragend, als Jude in der Öffentlichkeit erkennbar war. Im Gegensatz zu seinem offenen Bekenntnis zum Judentum trägt Frau Schulhof-Walter keine sichtbaren Symbole des jüdischen Glaubens und hat deshalb keine Angst. Trotzdem ist sie sich der Gefahr bewusst und wäre jederzeit bereit, Deutschland zu verlassen. Sie engagiert sich, zum Beispiel in Form von Vorträgen und Führungen wie der unseren, für den Abbau von Vorurteilen, weil sie erlebt, dass auch viele intelligente und gebildete Menschen unbewusst antisemitisches Gedankengut übernehmen und weitertragen.
Durch die Ausführungen von Frau Schulhof-Walter konnten wir die Besonderheiten des jüdischen Lebens kennenlernen, aber auch die großen Gemeinsamkeiten von Judentum und Christentum.

Insgesamt lässt sich sagen, dass der Synagogenbesuch uns verdeutlicht hat, dass die jüdische Kultur, die wir für so andersartig und fremd hielten, zwar durchaus andere Bräuche und Gepflogenheiten hat, aber unsere Bedürfnisse und Wünsche gar nicht so unterschiedlich sind.

Hannah, Frieda, Laetitia (Schülerinnen der Q2)